Marion Zimmermann Businesscoach für Hundetrainer

was bringen onlinekurse für hundehalter?
15. August 2022

Onlinekurse und Hunde-Apps für Hundehalter - Sinnvoll oder Geldmacherei?

Hunde-Apps, Online-Training & Co – Die digitale Welt wächst so dermaßen schnell, dass man kaum mehr folgen kann. Man wird regelrecht überflutet von Angeboten. Auch viele Hundetrainer folgen dem Trend und bieten Video-Beratungen, Webinare und Ähnliches an.

 

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

In der Zeit der Corona-Einschränkungen waren Onlinecoachings für viele Hundetrainer und Hundetrainerinnen sogar die einige Möglichkeit, ihren Kundenstamm weiter zu betreuen oder um Einnahmen zu erzielen.

Vorab: Für eine bessere Leserlichkeit verzichte ich hier auf das Gendern. Auch, wenn es deutlich mehr Hundetrainerinnen als Hundetrainer gibt. Ist das nun die moderne Form von Hundetraining? Meine Antwort:

Digitale Angebote ersetzen keine Hundeschule oder einen Hundetrainer in Präsenz. Doch sie können eine wertvolle Ergänzung sein. Im Übrigen verhält es sich mit Büchern ähnlich.

Vergleich digitale Kurse und Präsenzkurse

Ich ziehe hier mal einen Vergleich zum Bereich Fitness. Es gibt schon recht lange Fitnesskurse in Form von DVD’s, diversen Communitys, auf YouTube, per Video-Call und was es sonst noch an digitalen Möglichkeiten gibt. Hier gibt es mit Sicherheit großartige Angebote.

Entscheidendes können diese Angebote jedoch nicht leisten: nämlich individuell auf dich eingehen und dich in deiner Haltung und Ausführung von Übungen korrigieren. Auch kannst auf diese Weise keine auf dich zugeschnittene Beratung erhalten.

Dazu brauchst du einen Fitnesstrainer in Natura. Du machst vielleicht eine Fitnessübung nach, hältst dabei aber deinen Rücken krumm, belastest Muskeln und Gelenke falsch und letztendlich schadet es dir womöglich mehr, als dass es dir nützt.

Digitale Kurse als Ergänzung

Trotzdem können solche digitalen Kurse sinnvoll und hilfreich sein. Nämlich dann, wenn du sie als Ergänzung betrachtest. Dasselbe in grün (oder blau oder pink) gilt beispielsweise auch für Sprachkurse. Eigentlich lässt sich das auf fast jeden Bereich sinngemäß übertragen.

Im Bereich Hundeerziehung finden wir auf vielen Fernsehsendern Sendungen dazu von diversen bekannten Hundetrainern/Hundetrainerinnen.

Manche Hundebesitzer machen gezeigte Trainingsmethoden eins zu eins nach. Also spritzen sie womöglich wie wild mit der Wasserflasche auf ihren Hund, oder stülpen ihm ein Halti über die Schnauze, weil sie es irgendwo gesehen haben. Keine gute Idee!

Das denken Hundetrainer darüber

Vielen Hundetrainern rollt es da die Fußnägel hoch, wenn ihre Kunden ohne nachzudenken einfach irgend etwas nachmachen, was sie im TV oder sonst wo aufgeschnappt haben. Ähnlich ist die Reaktion, wenn die Kunden sagen: „Aber in dem Buch XY habe ich dies und das gelesen!“

Auch ich sehe mir gerne solche Sendungen an und lese Bücher. Ich bilde mich gerne ständig weiter und mag es, wenn dadurch mein Horizont erweitert wird. Allerdings reflektiere ich immer, ob ich das Gesehene für mich als passend, einen neuen Ansatz und für gut empfinde oder eben nicht.

Seit 2007 bin ich Hundehalterin von verschiedensten Hunde-Typen. 10 Jahre lang besuchte ich jeden Sonntag meine Hundeschule. Seit 2014 bringe ich gemeinsam mit meiner Hundetrainerin Snezana Koch von Timmys Hundeschule Menschen auf den Weg, Hundetrainer mit Leib, Seele und Verstand zu werden.

Trotz meines Wissens in Sachkunde und der Erfahrung, das ich mir im Laufe der vielen Jahre als Hundebesitzerin von insgesamt sechs unterschiedlichen Hundetypen angeeignet habe, frage ich immer meine beste Hundetrainerin um Rat, wenn ich bei der Erziehung oder bei Problemchen mit meiner Chaos-Truppe nicht weiterkomme.

Auch bitte ich gerne „unsere“ Hundetrainerinnen, also die ehemaligen Schüler unserer Hundetrainer Ausbildung um ihre Meinung, Tipps und Einschätzung.

Aspekte des Hundetrainings

Hundetraining und Hundeerziehung ist und bleibt eine individuelle Angelegenheit.

Es gibt nicht DIE Erziehungsmethode. Es gibt auch nicht die BESTE Methode, um Alltagsprobleme zu lösen oder um Grundgehorsam beizubringen. Und schon gar nicht gibt es das übergreifend für jeden Hundetyp.

Im Hundetraining gibt es viele Aspekte berücksichtigen:

  • Mit welcher Rasse, mit welchem Rassetyp haben wir es zu tun?
  • Wie ist die Vorgeschichte des Hundes?
  • Was ist der Charakter des Hundes (forsch, unsicher, furchtlos, sensibel…)?
  • Was hat er schon an negativen oder positiven Erfahrungen gemacht?
  • Wie ist sein hormoneller Status (Kastration, Läufigkeit etc.)?
  • Wie wurde der Hund bisher erzogen?
  • Was motiviert den Hund am meisten (Futter, Spiel, Zuwendung)?
  • Wie wird der Hund beschäftigt oder ausgelastet?
  • Hat der Hund gesundheitliche Probleme oder Einschränkungen?
  • Wie, wo und womit wird der Hund gefüttert?
  • Welche Menschen sind Erziehungsberechtigt (Familiensituation)?
  • Welche Hilfsmittel werden wie genutzt (Leine, Halsband, Geschirr…)?
  • Wie kommuniziert der Mensch mit seinem Hund (Körpersprache)?
  • Wie stark ist die Bindung?
  • Wie konsequent ist der Besitzer?
  • In welchem Umfeld lebt der Hund?
  • Und, und und…

Ein guter Hundetrainer/eine gute Hundetrainerin wird all diese Punkte aufgreifen, um dir individuell und bestmöglich bei deinem Anliegen helfen zu können.

Das alles kann kein Onlinekurs, keine Community auf Instagram/Facebook/in Foren, kein Webinar und keine App erfragen, klären und leisten. Never ever!

Wozu dann digitale Kurse?

Solche digitalen Angebote oder eben Bücher können eine tolle Möglichkeit bieten, um sich Wissen über Hunde anzueignen. Egal um welchen Hundetyp es sich handelt, der lerntheoretische Hintergrund ist immer derselbe. Das gilt sogar übergreifend für alle Tierarten, Stichwort Klassische Konditionierung.

Um festzustellen, ob ein Hund Angst hat oder droht, muss man seine Körpersprache lesen können. Nach vorn gerichtete Ohren, steife Körperhaltung und Zähnefletschen ist bei allen Hundetypen und -rassen eine Drohung.

Bei jedem Hund dauert die sensible Prägephase bis zu einem Alter von etwa 16 Wochen. Die Tragezeit einer Hündin ist bei jeder Rasse in etwa gleich. Grundlagen der Ernährung, Anatomie und Physiologie, Krankheiten und vieles mehr gelten für alle Hundetypen.

Wenn du Hundetrainer bist, dann kann es sich lohnen, wenn du über digitale Angebote nachdenkst und dein Portfolio erweiterst. Sehr gut machbar ist zum Beispiel ein Video-Coaching, wenn es um reine Beratung geht. Beispielsweise bei Welpenberatung vor dem Kauf oder Ernährungsberatung.

Fazit

In diesen und anderen Grundlagen liegt die Daseinsberechtigung von digitalen Kursen oder ganz klassisch von Hundebüchern.

Wenn du diese Formen von Wissensvermittlung als Ergänzung zum klassischen Hundetraining betrachtest, dann ist doch alles prima.

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