Als Hundetrainer selbstständig machen– Ein Leitfaden
Du hast deine Hundetrainerausbildung erfolgreich abgeschlossen und vielleicht sogar schon den 11er bestanden, also deine Genehmigung nach §11 vom Veterinäramt als Hundetrainer:in erhalten. Glückwunsch!
Jetzt darfst du endlich deine Hundeschule gründen, yippie!
Was du jetzt tun musst, erfährst du in diesem Artikel.
Hören statt lesen? Bitteschön:
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Ich weiß, wie das am Anfang ist:
Du weißt gar nicht genau, was du alles tun musst und womit du anfangen sollst. Und du ahnst womöglich nicht, worum du dich alles kümmern musst.
Dieser Beitrag über Gründung als Hundetrainer ist ein Leitfaden und soll dir Struktur bescheren. Du bekommst eine Übersicht über die Themen, die du bei Gründung deiner Selbstständigkeit, deiner Hundeschule beachten musst oder solltest.
Bei deinem Start in die Selbstständigkeit möchte ich dich nach bestem Wissen unterstützen.
Meine Empfehlungen und Tipps stammen zum einen aus meiner eigenen Erfahrung aus über 30 Jahren Selbstständigkeit. Die persönlichen Erfahrungen von vielen Hundetrainern aus meinem Netzwerk fließen hier ebenfalls mit ein.
Vor der Gründung
Anspruch auf Förderung prüfen
Priorität: Kann
Falls du Arbeitslosen- oder Bürgergeld beziehst, lohnt es sich zu fragen, ob du einen Gründungszuschuss bekommen würdest. Das muss aber unbedingt vor deiner Gründung passieren.
Unternehmensname festlegen
Priorität: Muss
Bei all den Anmeldungen musst du deinen Unternehmensnamen angeben. Deshalb solltest du dich damit schon vor deiner offiziellen Gründung befassen.
Behördenkram
Account bei Elster anlegen
Priorität: Muss
Damit du deine Hundeschule beim Finanzamt anmelden kannst, brauchst du zuerst ein Konto bei Elster.
Gewerbeanmeldung
Priorität: Muss
Die Anmeldung deines Gewerbes als Hundetrainer ist recht simpel. Das Formular besteht nur aus zwei Seiten, das schaffst du locker. Die meisten Ämter bieten eine Online-Anmeldung an.
Je nach Gemeinde zahlst du einmalig etwa 30-50 Euro für die Gewerbeanmeldung.
Gleichzeitig mit deiner Gewerbeanmeldung wird die IHK informiert. Dort wirst du automatisch Mitglied. Zahlen musst du dafür in der Regel aber nichts.
Anmeldung beim Finanzamt
Priorität: Muss
Die Anmeldung als selbstständiger Hundetrainer beim Finanzamt musst du über das Portal Elster machen. Das Formular heißt „Formular zur steuerlichen Erfassung“.
Neben deinen persönlichen Daten musst du angeben, wie hoch dein jährlicher Umsatz bzw. Gewinn voraussichtlich sein wird. Der Jahresumsatz ist entscheidend dafür, ob du die Kleinunternehmerregelung nach §19 UstG in Anspruch nehmen kannst.
Wenn du deine Hundeschule gründest, würde ich in jedem Fall die Option der Umsatzsteuerbefreiung wählen. Das verschafft dir finanzielle Vorteile und du hast einen Tick weniger Buchhaltungsaufwand.
Weiterhin berechnet das Finanzamt anhand deiner Angaben, ob und in welcher Höhe es ggf. Einkommensteuervorauszahlungen haben möchte.
AGB / Allgemeine Geschäftsbedingungen erstellen
Priorität: Empfehlenswert
Allgemeine Geschäftsbedingungen für Hundeschulen sind sinnvoll, aber nicht vorgeschrieben.
Details hierzu kannst du in meinem ausführlichen Beitrag zum Thema AGB nachlesen oder höre den Podcast zum Thema AGB.
Anmeldebogen für Kunden erstellen
Priorität: Kann
Ein Anmeldebogen, eine Kundenanmeldung ist eine Unterrichtsvereinbarung, also ein Vertrag. Es geht natürlich auch ohne schriftlichen Vertrag.
Dennoch macht ein Anmeldebogen Sinn, insbesondere dann, wenn du ein Abo-Modell oder einen Kurs über mehrere Einheiten anbietest. Dort kannst du auch deine AGB bestätigen lassen. Dann hast du alles schriftlich für den Fall der Fälle.
Finanzen
Investitionen
Als Hundetrainer musst du anfangs noch nicht furchtbar viel Geld in die Hand nehmen, es sei denn, du investierst in einen eigenen Hundeplatz. Die kostspieligste Position, nämlich deine Hundetrainer-Ausbildung, hast du bereits gewuppt.
Überlege dir, welche Ausgaben du anfangs haben wirst und stelle sicher, dass du das Geld dafür aufbringen kannst, auch wenn du anfangs nur sehr wenig Umsatz machen wirst.
Hier ein grober Rahmen für deine Anfangsausgaben innerhalb der ersten 6-12 Monate:
Betriebshaftpflichtversicherung 1 Jahr | 300 € |
Website 1 Jahr | 200 € |
Buchhaltungsprogramm 1 Jahr | 250 € |
Visitenkarten, Flyer | 50 € |
Diverse andere Ausgaben | 200 € |
Google-Werbung 6 Monate | 300 € |
Summe | 1.300 € |
Notiere deine individuellen Werte, rechne noch einen Puffer für unberücksichtigte Ausgaben dazu.
Deine Ausgaben erhöhen sich merklich, wenn du beispielsweise deine Website von einer Agentur machen lässt, du einen eigenen Hundeplatz hast oder noch mehr Versicherungen abschließt.
Girokonto für dein Unternehmen eröffnen
Priorität: Sehr empfehlenswert
Ich empfehle dir dringend, ein separates Girokonto zu eröffnen, über das sämtliche geschäftlichen Zahlungen laufen. So behältst du nicht nur den Überblick, sondern erleichterst dir oder deinem Steuerberater die Buchhaltung ungemein.
Zahle auf dieses Konto sofort deinen errechneten Betrag an Investitionen ein, damit all deine Ausgaben für ein halbes Jahr oder mehr gedeckt sind.
Buchhaltung
Buchhaltung ist das Schreckensgespenst fast jedes Selbstständigen. Du bist also nicht allein damit.
Trotzdem musst du dich damit befassen, und bitte auch dann, wenn du alles einem Steuerberater übergeben möchtest.
Steuerberatung
Priorität: Empfehlenswert
Auch ohne Steuerberatung kannst du deine Buchhaltung und Steuererklärungen machen. Doch wenn du so gar keine Ahnung von Steuern & Co. hast, empfehle ich dir, zumindest in der Anfangszeit steuerliche Beratung in Anspruch zu nehmen.
Später kannst du vieles selbst machen oder vielleicht sogar alles. Je nachdem, wie sicher du dich in Sachen Buchhaltung fühlst.
Alternativ kannst du auch Seminare, Kurse oder Workshops buchen, zum Beispiel bei der IHK oder VHS.
Für mehr Klarheit in Sachen Buchhaltung und Steuern kann ich dir diesen YouTube-Kanal empfehlen.
Buchhaltungsprogramm
Priorität: Empfehlenswert
Egal, ob du einen Steuerberater hast oder nicht – ein Buchhaltungsprogramm macht Sinn.
Damit kannst du nicht nur Rechnungen schreiben, sondern auch Kundendaten verwalten, die Umsätze deines Girokontos importieren und buchen, dein Kassenbuch führen und die erforderlichen Steuererklärungen wie Einnahme-Überschussrechnung oder Umsatzsteuererklärung machen.
Versicherungen
Um einige neue Versicherungen wirst du nicht herumkommen. Manche von den nachfolgend aufgeführten Versicherungen brauchst du nur, wenn du Vollzeit, also hauptberuflich als Hundetrainer tätig bist.
Grundsätzlich empfehle ich dir, dich von Versicherungsfachleuten beraten zu lassen. Vielleicht hast du schon den Versicherungsfachmann deines Vertrauens. Ansonsten lasse dir 2-3 Angebote machen, vergleiche sie und suche die für dich beste Option aus.
Betriebshaftpflichtversicherung
Priorität: Muss
Insbesondere die Betriebshaftpflichtversicherung ist sehr wichtig, denn deine private Haftpflichtversicherung greift bei deiner beruflichen Tätigkeit als Hundetrainerin nicht.
Eine Betriebshaftpflichtversicherung schützt dich als Hundetrainer vor finanziellen Folgen bei Personen-, Sach- und Vermögensschäden, die während deiner beruflichen Tätigkeit entstehen können. Und das ist schnell passiert, wie du an den Beispielen unten siehst.
Nicht nur Schäden, die auf dem Trainingsgelände entstehen deckt die Betriebshaftpflichtversicherung ab, sondern auch solche, die außerhalb davon auftreten.
Hier ein paar Beispiele:
- Während eines Trainings erschrickt sich ein Hund, zeigt eine Übersprungshandlung und beißt einen anderen Hundebesitzer. Die Betriebshaftpflichtversicherung kommt für die entstandenen Arztkosten und Schmerzensgeldforderungen auf.
- Du trainierst draußen mit deinem Kunden den Rückruf mit seinem Hund. Der Hund läuft zu seinem Besitzer zurück, bleibt mit der Schleppleine an einem abgestellten Fahrrad hängen und beschädigt es dadurch. Die Betriebshaftpflichtversicherung übernimmt die Kosten für die Reparatur des Fahrrads.
- Ein Hund bricht während des Trainings draußen aus seinem Geschirr aus. Er rennt über die Straße und verursacht einen Verkehrsunfall. Für die entstandenen Sach- und Personenschaden zahlt die Betriebshaftpflichtversicherung.
Unfallversicherung
Priorität: Empfehlenswert
Auch wenn du über dein Angestelltenverhältnis oder privat eine Unfallversicherung hast, so wird diese nicht greifen, wenn ein Unfall im Rahmen deiner Tätigkeit als Hundetrainer passiert.
Altersvorsorge
Priorität: Sehr wichtig, wenn du hauptberuflich als Hundetrainer arbeitest
Ich würde behaupten, es ist sogar ein Muss. Nicht, dass eine Altersvorsorge – anders als bei der Krankenversicherung – gesetzlich vorgeschrieben wäre. Sondern ein „Muss“ deswegen, weil die gesetzliche Rente bei vielen Menschen später nicht ausreicht.
Berufsunfähigkeitsversicherung
Priorität: Sehr wichtig, besonders wenn du hauptberuflich als Hundetrainer arbeitest
Nicht nur als hauptberuflich tätiger Hundetrainer ist eine BUV wichtig, sondern auch dann empfehlenswert, wenn du nebenberuflich tätig bist. Die Tätigkeit als Hundetrainer ist nicht ganz ungefährlich, birgt also ein erhöhtes Risiko.
Rechtsschutzversicherung
Priorität: Empfehlenswert
Es kann immer mal wieder zu einem Rechtsstreit kommen. Unter den Hundetrainern in meinem Dunstkreis habe ich zwar noch nicht allzu oft von Rechtsstreitigkeiten gehört, doch einige Fälle gab es durchaus.
Hier solltest du abwägen, ob du das Risiko eingehen willst, im Streitfall ein paar hundert oder ein paar tausend Euro aus deiner Portokasse zu bezahlen müssen, oder ob du lieber in die Versicherung zahlst, auch wenn du sie vielleicht nie in Anspruch nehmen wirst.
Freiwillige Arbeitslosenversicherung
Priorität: Kann
Achtung: Du musst die freiwillige Arbeitslosenversicherung innerhalb von 3 Monaten nach Beginn der Selbstständigkeit, also nach deiner Gründung, bei der Agentur für Arbeit beantragen.
Voraussetzung ist unter anderem, dass du deine selbstständige Tätigkeit als Hundetrainer mindestens 15 Stunden pro Woche ausübst. Weitere Voraussetzung: Du warst in den 30 Monaten vor Beginn deiner Selbstständigkeit mindestens 12 Monate versicherungspflichtig.
Für die meisten kommt das eher nicht in Frage.
Krankenversicherung
Priorität: Muss, wenn du hauptberuflich als Hundetrainer arbeitest
Jeder Mensch in Deutschland muss eine Krankenversicherung haben. Als selbstständige Hundetrainerin hast du die Wahl zwischen einer privaten Krankenversicherung und der freiwilligen Versicherung bei einer gesetzlichen Krankenkasse.
Eventuell fährst du mit der freiwilligen Versicherung bei einer gesetzlichen Krankenkasse finanziell besser, denn die Höhe der Beiträge ist abhängig von deinem Einkommen.
Die privaten Krankenversicherungen haben Tarife, die je nach Alter und Geschlecht unterschiedlich kosten. Was du verdienst, interessiert dabei nicht.
Auch hier heißt es: informiere dich gut und hole mehrere Angebote ein.
Plane und erstelle deine Hundeschulen-Website ohne Vorkenntnisse. Gestalte deine Website und schreibe perfekte Texte so, dass sie deine Lieblingskund:innen anziehen wird.
Fazit
Nun hast du einen groben Überblick, einen Fahrplan für deine Gründung und den Start in die Selbstständigkeit als Hundetrainerin bekommen.
Uff! Das ist ganz schön viel, um das du dich kümmern musst, weiß ich. Vieles davon wird dir ziemlich viel Kopfzerbrechen bereiten. Zum Trost: Das geht allen so.
Aber wenn du die wichtigsten Punkte erledigt hast, du wirst unglaublich stolz auf dich sein!
Mach dir das klar, vor allem, wenn du deswegen mal frustriert sein solltest.
Also, nicht aufgeben, denn:
Du kannst alles lernen. Du musst es nur tun!
Wichtig: Ich kenne mich in diesen Dingen rund um das Unternehmen Hundeschule gut aus. Doch bin ich weder Steuerberaterin, Versicherungsfachfrau oder Rechtsanwältin. Deshalb lasse dich zu den verschiedenen Themen von Fachleuten beraten.
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